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Die Lehrerfortbildung und Tagungen

Die Lehrerfortbildung und die Information der Schüler über die Physik hat die Physikalische Gesellschaft zu Berlin - in Zusammenarbeit mit den Fachbereichen Physik der Berliner Universitäten - stets als ein wichtiges Anliegen angesehen, sowohl um bei Schülern das Verständnis für die Physik zu fördern als auch, um besonders Begabte für das Physikstudium zu gewinnen. Äußerst aktiv und sehr erfolgreich war dabei Gerd Koppelmann.

Durch zahlreiche Experimentalvorträge und Publikationen und insbesondere durch seine Lehrerfortbildungskurse hat er in vorbildlicher Weise die Probleme und Möglichkeiten der modernen Physik vermittelt, aber auch zu neuartigen Experimenten im Schulunterricht angeregt. Er stellte z. B. kleine Experimentiersätze zusammen und gab sie mit detaillierten Anleitungen den Kursteilnehmern mit. Nicht nur in Berlin - sondern auch auf Einladung in anderen Bundesländern - hat er viele derartige Kurse mit wechselnden Schwerpunkten (Optik, Atomphysik, Festkörperphysik) durchgeführt. Die DPG hat seine Verdienste 1992 - wenige Monate vor seinem unerwarteten, viel zu frühen Tod - durch die Verleihung des Didaktik- Preises gewürdigt.

Sechsmal sind die Physiker nach 1945 zu ihrer Jahrestagung nach Berlin gekommen (1952, 1959, 1967, 1978, 1987, 1992) und 1995 - zum 150jährigen Bestehen unserer Gesellschaft - dürfen wir sie wiederum hier begrüßen.

Die besondere Atmosphäre dieser Stadt mit ihren jetzt drei Universitäten und den zahlreichen Forschungsinstituten sowie ihrem reichhaltigen kulturellen Angebot haben sicherlich zu dem stets erfolgreichen Verlauf der Tagungen beigetragen, ebenso wohl aber auch das Bemühen der Berliner Mitglieder, die Tagungen zu bereichern. 1978 (vorletzte Herbsttagung) beispielsweise, als wegen der vom DPG-Vorstand beschlossenen Verlagerung der Originalbeiträge auf die Frühjahrstagungen eine sehr geringe Teilnehmerzahl zu befürchten war, luden zehn Berliner Institute und Arbeitsgruppen ihre Fachkollegen zu Diskussionsveranstaltungen über ihre Forschungsschwerpunkte ein.

Von den durchweg mit hervorragenden Referenten besetzten Diskussionsrunden seien als Beispiele genannt: "Optische Signalübertragung", zu der alle daran interessierten Gruppen - insbesondere aus der Industrie - kamen, denn u. a. wurden erstmalig die Ergebnisse des ersten Feldversuchs der Deutschen Bundespost bekanntgegeben; bei der Sitzung "Neutronenbeugungsuntersuchungen magnetischer Phasenübergänge" waren alle europäischen Arbeitsgruppen dieses Gebietes gut vertreten. Der Erfolg war hervorragend: Statt der befürchteten 500 Teilnehmer kamen über 1500.

Sie werden wohl fast alle Besucher der mit Sicherheit größten Demonstrationsschau aller Physikertagungen, der „Experimenta 78" gewesen sein, die der oben erwähnte Gerd Koppelmann begleitend zur Tagung und für die Lehrerfortbildung erdacht und organisiert hatte. Durch seinen Einsatz und die Mitwirkung vieler Kollegen – nicht nur des Fachbereichs Physik wurden auf ca. 550 m2 über fünfzig Versuche aufgebaut, und an den meisten konnten die Besucher selbst experimentieren.

Den Schwerpunkt bildeten Demonstrationsexperimente zur modernen Physik: Dielektrische Mikrowellenleiter, Hologramm- Rekonstruktion, Zwei-Photonen-Fluoreszenz, Nanosekunden- Suprastrahlung, Fourier-Spektroskopie und optische Analogrechner, um einige Beispiele zu nennen. Der Besuch übertraf alle Erwartungen, und nachdem das Fernsehen und die Presse darüber ausführlich berichtet hatten, setzte ein gewaltiger Ansturm von Lehrern und Schülern ein, viele Leistungskurse meldeten sich an. Über 3000 Besucher kamen zur "Experimenta 78", deren Laufzeit zweimal verlängert werden mußte.