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Die Berliner Forschungslandschaft gewinnt Kontur

In Berlin war wieder eine beachtliche Lehr- und Forschungskapazität entstanden, die weiterhin systematisch ausgebaut wurde. In den 70er und 80er Jahren bekamen beide Universitäten großzügig konzipierte und gut ausgerüstete Physikgebäude, und die Zahl der Hochschullehrer und -mitarbeiter stieg beachtlich.

Das bereits erwähnte Fritz-Haber-Institut entwickelte sich insbesondere unter Heinz Gerischer (verst. 1994) und seinem Nachfolger Gerhard Ertl zu einem bedeutenden Zentrum für Grenzflächenforschung. Federführend war es bei dem Bau des Berliner Elektronenspeicherrings für Synchrotronstrahlung (BESSY), der seit der Inbetriebnahme 1982 Arbeitsgruppen der Berliner Forschungseinrichtungen sowie der Industrie und Gästen hervorragende Forschungsmöglichkeiten bietet.

Nachdem die beschränkenden Bestimmungen der Alliierten für die Kernforschung gelockert worden waren, beschloß der Senat von Berlin 1957 ein Institut für Kernforschung zu gründen, das bei der Einweihung 1959 zu Ehren der beiden anwesenden Wissenschaftler den Namen Hahn-Meitner-Institut erhielt und dessen erster Direktor Karl-Eric Zimen war. Seit 1970 hat es den Status einer Großforschungseinrichtung. Als Großgeräte stehen der Schwerionenbeschleuniger VICKSI und der Berliner Forschungsreaktor (seit 1973; 1992 für Neutronenexperimente auf hohe Strahldichte gebracht und mit einem Neutronenleiter versehen) zur Verfügung.

Von den zahlreichen Forschungsgebieten seien hier nur Kernreaktionen schwerer Ionen, Atomstoßprozesse, Strukturforschung mit Neutronen, Strahlenschäden sowie Photovoltaische Solarenergie erwähnt.

Das Heinrich-Hertz-Institut für Nachrichtentechnik wurde 1982 durch einen Bereich "Integrierte Optik", 1994 umbenannt in "Photonik", um etwa ein Drittel erweitert. - Das Laser-Medizin-Zentrum (LMZ) an der Freien Universität und das Festkörper-Laser-Institut an der Technischen Universität ergänzen das Forschungsspektrum.

Nach der Wiedergründung der Physikalischen Gesellschaft zu Berlin war die Mitgliederzahl bis 1958 auf über 500 Mitglieder angewachsen, dann aber bis 1982 etwa konstant geblieben. Vermutlich ist der Grund dafür, daß der Ausbau der Lehre und Forschung an Universitäten und Forschungsinstituten durch das fast vollständige Abwandern der Industrieforschung aus Berlin, aber auch durch den steten Abbau von Arbeitsplätzen in der Industrie kompensiert wurde. Nach 1945 waren einzelne Gruppen der Forschungsinstitute von Siemens (bis ca. 1978 z. B. die Elektronenmikroskopie) und der AEG in Berlin wieder aufgebaut worden. Die sehr bedeutende Osram-Studiengesellschaft war zwar teilweise in Augsburg angesiedelt worden, aber sie blieb in Berlin die größte Forschungsgruppe, bis sie 1970 vollständig nach München verlagert wurde. Lediglich die Firma Robert Bosch hatte nach dem Krieg in Berlin ein neues Forschungsinstitut insbesondere für Halbleiterelektronik aufgebaut, 1992 wurde es nach mehreren Änderungen der Arbeitsschwerpunkte endgültig geschlossen. Seitdem gibt es nahezu keine Industrieforschung mehr in Berlin.

Seit 1982 wächst die Zahl unserer Mitglieder stetig an. Sowohl steigende Studentenzahlen als auch der Ausbau der Forschung tragen dazu bei; offenbar haben aber auch die Aktivitäten, der Gesellschaft, insbesondere die von ihr durchgeführten oder geförderten nationalen und internationalen Tagungen, Kollegen, die vorher abseits standen, zum Eintritt in die DPG bewogen. Hatten wir 1985 ca. 600 Mitglieder, so waren es 1990 bereits 1100.